Aus Indien stammen die ersten Berichte der Anwendung von Blutegeln um
etwa 500 v. Chr.
Der Anblick dieser 2–4 cm großen Tiere löst nicht bei jedem Patienten
Begeisterung aus. Diese Einstellung ändert sich jedoch, hat man sich
erst einmal von ihrer guten Wirksamkeit und Hilfe überzeugt.
Der Blutegel lebt im Süßwasser und hat kräftige Kiefer, mit denen er
sich festsaugen kann. Beim Ansetzen an die menschliche Haut entsteht
eine kleine mercedessternförmige Bissnarbe.
Die Tiere werden in speziellen Farmen gezüchtet und kommen nur ein
einziges Mal zur Anwendung. Danach sind sie auf das Erbarmen ihres
Besitzers angewiesen, der sie entweder töten oder sie zur Farm zurück
gegeben muss, um sie dort im Seniorenteich ihr Leben fristen zu lassen.
Der Egel ist ein sehr sensibles Tier. Der Geruch von Rauch, Parfüm,
Seife, oder auch sehr aufgeregte Personen veranlassen ihn, zu fasten.
Hat er einmal angebissen, lässt er sich’s schmecken, was ungefähr 30–120 Minuten dauern kann.
Alle Wirkungsmechanismen der Blutegelbehandlung sind noch nicht geklärt, einige schon:
- „Ausleitung von Blut und Gewebsflüssigkeit“1
- „Bakterienflora des Egels … hat ausgeprägte antibiotische sowie auf die örtliche und allgemeine Immunlage positiv einwirkende Eigenschaften.“1
- „Wirkstoffe des Egels“ wirken gerinnungshemmend und antientzündlich
- „Bissreiz beeinflusst Körpergewebe auf reflektorischem Wege“1
In der Praxis wird die Blutegeltherapie angewendet bei:
- Krampfadern, akuter Venenentzündung, dauerhafter Schädigung des tiefen Venensystems, Hämorrhoiden
- Unterschenkelgeschwür
- „Nasennebenhöhlenentzündung, chronischer Mittelohrentzündung, Furunkel, Karbunkel“1
- „rheumatischen Gelenkerkrankungen, Arthrosen, Gelenkschwellungen und allgemein bei schmerzhaften Gelenkerkrankungen“1
- grauem Star – Linsentrübung des Auges
- grünem Star – Erkrankung Sehnerv
- Augenerkrankungen unklarer Entstehung
- „Nachbehandlung eines Schlaganfalls (als Begleittherapie)“1
- „Hautkrebserkrankungen (als unterstützende Therapie)“1
Die Anzahl der eingesetzten Blutegel richtet sich nach der Erkrankung
und den Beschwerden des Patienten und liegt zwischen 2 und 10 Tiere pro
Sitzung.
Die Nachblutungen sind erwünscht, dauern lange und sind mit
Verbandswechsel und einer kurzen Nachkontrolle durch den Therapeuten am
Folgetag verbunden.
Blutegeltherapie sollte unter anderem nicht angewendet werden bei
- Blutgerinnungsstörungen
- starker Blutarmut
- Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken
- Allergien auf die Stoffe des Blutegels
2008