Kubebenpfeffer (Piper cubeba L.) – Fachartikel

Autor/en: 
Heike Lück-KnoblochHeilpraktikerin und Medizinjournalistin

Therapeutisch wird Kubebenpfeffer in seiner Heimat vor allem als entzündungshemmendes Mittel bei Infektionen und Harnwegsbeschwerden eingesetzt. Hildegard von Bingen attestierte ihm auch eine gute Wirkung auf Psyche und Gedächtnis.

In Deutschland ist das aus Indonesien stammende Gewürz kaum geläufig und wird nur selten verwendet. In seiner Heimat verfeinert man Reis, Gemüse und Meeresfrüchte damit.
Piper cubeba wurde in der Erfahrungsmedizin bei Kopfschmerzen, Stockschnupfen oder Harnwegserkrankungen eingesetzt. Ihm werden antiphlogistische und antiallergische Effekte attestiert. Gemäß Hildegard von Bingen trägt er zu einem fröhlichen Geist, einem scharfsinnigen Verstand und zu reinem Wissen bei1.

Kubebenpfeffer im Botanischen Garten Jena - © NHV Theophrastus

Kubebenpfeffer im Botanischen Garten Jena © NHV Theophrastus

Bei Traurigkeit empfiehlt Hildegard von Bingen stündlich ein Stück, so lange bis man sich besser fühlt, bei Lernschwierigkeiten rät sie zu mehrmals täglich drei Körnern. Beim Kauen der Körner spürt man anfangs eine gewisse Schärfe, die anschließend in eine Bitternote übergeht und zum Schluss einen angenehm kühlen Geschmack hinterlässt, der ein wenig an Minze oder Kampfer erinnert. Der Kubebenpfeffer ist eine mehrjährige Kletterpflanze, die zur Familie der Pfeffergewächse (Piperaceae) gehört und wild wächst. Kubeben sind die getrockneten unreifen Früchte von Piper cubeba, die man wie schwarzen oder weißen Pfeffer nutzen kann. Sie haben auch die Größe von Pfefferkörnern und einen kleinen Stiel2. Im Inneren der Beeren liegt der Samen.
Die Früchte von Piper cubeba werden traditionell auch als Stimulans, Appetitanreger, Expektorans und Magenmittel verwendet. Auf Grund ihrer antientzündlichen Eigenschaften sollen sie Magenschmerzen, Enteritiden und Durchfall lindern können. Tierversuche bestätigen die antiinflammatorischen und analgetischen Effekte, die einigen isolierten chemischen, antioxidativen Inhaltsstoffen zugeschrieben werden. Auch über antibakterielle, antifungale, bakterizide (Helicobacter pylori) und nierenschützende Wirkungen wird berichtet. Traditionelle Ärzte therapieren mit der Heilpflanze akute Gelbsucht. Der ethanolische Extrakt von Piper cubeba verbesserte bei Ratten die Behandlung mit Pioglitazon, einem blutzuckersenkenden Wirkstoff aus der Gruppe der Glitazone.
Ratten, bei denen ein Leberschaden induziert wurde, wurden anschließend mit einem ethanolischen Extrakt aus Piper cubeba therapiert, was zu signifikanten, dosisabhängigen antioxidativen und entzündungshemmenden Effekten führte. Die Forscher vermuten daher auch eine hepatoprotektive Wirkung3 4.
Volksmedizinisch werden die Früchte ebenfalls bei Dysenterie, Syphilis, Gonorrhö, abdominellen Schmerzen und Asthma verwendet. In der Unani Medizin* wird Piper cubeba als schützendes und heilendes Mittel bei diversen Nierenerkrankungen eingesetzt. Extrakten aus Piper cubeba werden zudem antiallergische (Typ IV), antileishmanielle, genotoxische, antiproliferative und bei Hepatitis C wirksame Eigenschaften zugeschrieben. Die getrocknete Droge enthält Alkaloide, 13 Lignane und Terpenoide (ätherisches Öl). Furanolignane, wie Cubebin, Hinokinin, Yatein und Isoyatein gelten als Hauptlignane. Sie finden sich auch in der Pflanzengattung Piper. Cubebin besitzt antiinflammatorische, analgetische, antimikrobielle und antioxidative Effekte. Thailändische Forscher konnten in vitro zeigen, dass der methanolische Extrakt aus den rohen Samen von Piper Cubeba, und zwar besonders die Fraktion CE, zytotoxisch auf Brustkrebszelllinien wirkt, wobei der positive Einfluss anscheinend auf der Induktion der Apoptose beruht5.

Ein traditionelles Mittel in der Unani Medizin*

Kubebenpfeffer im Botanischen Garten Dresden - © Gabriele Hanke

Kubebenpfeffer im Botanischen Garten Dresden © Gabriele Hanke

In der Unani Medizin* ist Piper cubeba unter dem Namen Kabab Chini bekannt. In traditionellen Unani-Texten wird die Heilpflanze als effektives Mittel bei Nierenfunktionsstörungen, Gonorrhö, Leukorrhö, Fieber, Rheumatismus, Diabetes etc. angesehen. Den darin reichlich enthaltenen ätherischen Ölen werden hauptsächlich antimikrobielle Eigenschaften attestiert. Außerdem enthält Piper cubeba das Alkaloid Piperin, das in diversen pflanzlichen Hustensirups enthalten ist, weil es antitussiv und bronchodilatatorisch wirkt. Unani-Mediziner halten Piper cubeba, auf Grund ihrer eigenen Erfahrung, für eines der besten Mittel zur Therapie von Nierenerkrankungen. Es soll besonders geeignet sein, um die normalen Nierenfunktionen wiederherzustellen. Ferner soll es nephroprotektiv wirken6.
Das diuretische Potential von Piper cubeba ist statistisch signifikant und vergleichbar mit dem von Standarddiuretika wie Furosemid, wie ein Versuch mit Ratten zeigte7. In Experimenten mit Ratten schützte Piper cubeba deren Nieren signifikant vor Gentamicin-induzierter Nephrotoxizität8. Die Ergebnisse weiterer Tierversuche bestätigen die geringe Toxizität eines hydroalkoholischen Extraktes aus Piper cubeba-Samen sowie seine antiinflammatorischen und schmerzlindernden Eigenschaften, die seine volksmedizinische Verwendung rechtfertigen9.
Rattenversuche deuten auf signifikante antiulzerogene Wirkungen des methanolischen Extraktes aus den Früchten von Piper cubeba hin, auch wenn diese geringer ausgeprägt sind, als die von Omeprazol. Der positive Effekt der pflanzlichen Droge soll auf ihren zytoprotektiven Einfluss, der Stärkung der Magenschleimhaut und der Verbesserung der mukosalen Abwehr zurückzuführen sein10.
Eine wässrige Suspension aus Piper cubeba, die Ratten oral verabreicht wurde, zeigte dosisabhängige Ulkus-protektive Effekte, für die vor allem antioxidative Eigenschaften der Droge relevant sein sollen. Die Früchte von Piper cubeba werden traditionell u. a. auch als Karminativum und bei Ausfluss nach einer akuten Prostatitis eingesetzt, besonders wenn dieser eitrig ist. Arabische und Unani-Ärzte verordnen eine Paste aus den Früchten von Piper cubeba, die auf die Genitalien beider Geschlechter aufgetragen wird, um das Vergnügen während des Geschlechtsverkehrs zu steigern11.
Das in Piper cubeba und Piper nigrum enthaltene Alkaloid Piperin wird auch zur Behandlung von Entzündungen, Malaria und bei Leukämien verwendet. Frühere Studien haben gezeigt, dass es hilfreich ist, um die Aufnahme von bestimmten Vitaminen, Selen und ß-Carotin zu erhöhen. Außerdem besitzt es wärmende Eigenschaften. Die getrockneten Beeren enthalten bis zu 10 Prozent ätherisches Öl, das aus Monoterpenen (50 % Sabinen, α-Thujen und Caren) und Sesquiterpenen (Caryophyllen, Copaen, α- und ß-Cubeben, δ-Cadinen, Germacren), den Oxiden 1,4- und 1,8-Cineol und dem Phenol Cubebol besteht. Getrocknete Kubeben werden bei Mund- und Zahnerkrankungen, Stimmverlust, Mundgeruch, Fieber und Husten verwendet. Kubebenpaste dient ferner als eine Art Mundwasser. In der Tibetischen Medizin sollen Kubeben die Milz positiv beeinflussen. Der ethanolische Extrakt aus Piper cubeba enthält große Mengen an Glykosiden, Alkaloiden, Tanninen, Phenolen (v. a. Flavonoide). Auch Steroide und Anthrachinone wurden gefunden. Der ethanolische Extrakt aus den getrockneten Früchten zeigte die stärksten Radikalfängereigenschaften, gefolgt von dem methanolischen und schließlich dem wässrigen Extrakt. Auch den Blättern und Stängeln der Pflanze werden pharmakologische Effekte zugeschrieben, da sie ebenfalls reich an Alkaloiden, Flavonoiden, Tanninen und Saponinen sind. Der ethanolische Extrakt aus der rohen Pflanze wirkt auf Grund des höheren Gehaltes an Polyphenolen stärker antioxidativ als der Extrakt aus schwarzem Pfeffer (Piper nigrum)12.
Sowohl der Alkohol-, als auch der Aceton-, Chloroform- und wässrige Extrakt aus den Früchten von Piper cubeba entfalteten in vitro antibakterielle Aktivitäten auf Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aureus. Ethanol- und Aceton-Extrakte zeigten die stärksten antibakteriellen Wirkungen bei Staphylococcus aureus (grampositiv), gefolgt von Chloroform- und wässrigen Extrakten. Der wässrige Extrakte inhibierte dagegen am deutlichsten E. coli und P. aeruginosa (beide gramnegativ), gefolgt von Ethanol-, Aceton- und Chloroform-Extrakten13.
Da bisher nur In vitro- und Tierversuche existieren, wären hochwertige Humanstudien mit der Heilpflanze wünschenswert.

* Die græco-islamische Medizin (engl. Unani Medicine) hat eine lange und wechselvolle Geschichte in Südasien. Sie zählt heute in Indien wie Ayurveda, Siddha, Yoga und Homöophathie zu den offiziell anerkannten Formen der Medizin, wird an verschiedenen staatlichen und privaten Institutionen in Indien wie in Pakistan und Bangladesh gelehrt sowie praktiziert und verfügt nach wie vor über eine große Anzahl lokaler Therapeuten, die zum Teil mit staatlicher Anerkennung tätig sind.14

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Verlags Volksheilkunde, Erstabdruck in „Der Heilpraktiker“, Ausgabe September 2015


  1. Pressemitteilung, NHV Theophrastus, Maria Vogel, 2. Juni 2015

  2. Morris, S. und Mackley, L. Das Handbuch der Gewürze, Copyright 2002 der vorliegenden Ausgabe by Kaleidoskop Buch im Christian Verlag

  3. AlSaid, M. et al. Evaluation of the Effectiveness of Piper cubeba Extract in the Amelioraton of CCI4-Induced Liver Injuries and Oxidative Damage in the Rodent Model, Biomed Res Int 2015; Article ID 359358, 11 pages

  4. Pachpute AP, Deshmukh, TA. Antioxidant and hepatoprotektive activity of an ethanol extract of Piper cubeba fruits, IJRDPL 2013; Vol. 2(2): 321–329

  5. Graidist P, Martla M; Sukpondma Y. Cytotoxic Activity of Piper cubeba Extract in Breast Cancer Cell Lines, Nutrients 2015; 7: 2707–2718; doi:10.3390/nu7042707

  6. Alam, A et al. Kabab chini (Piper cubeba) & Its Healing Corollary in Unani Medicine: An Overview, AJPHR 2013; 1(6): 1–9

  7. Ahmad QZ et al. Diuretic Activity of Kabab Chini (Piper Cubeba): An Experimental Study, Pharma Research Library, 28.06.2015

  8. Ahmad QZ et al. Nephroprotective effect of Kabab chini (Piper cubeba) in gentamycin-induced nephrotoxicity. Saudi J Kidney Dis Transpl 2012; 23(4):773–781

  9. Perazzo, FF et al. Anti-inflammatory and analgesic evaluation of hydroalcoholic extract and fractions from seeds of Piper cubeba L. (Piperaceae), Phcog J 2013; 5(1): 13–16.

  10. Parvez et al. Screening of Piper cubeba (Linn) Fruits for Anti-Ulcer Activity. International Journal of PharmTech Research 2010; 2:(2): 1128–1132

  11. AlSaid, M et al. Antiulcerogenic, Anti-Secretory and Cytoprotektive Effects of Piper Cubeba (L.) on Experimental Ulcer Models in Rat. IJBWI 2013; 2: 173–181

  12. Nahak, G; Sahu, RK. Phytochemical Evaluation and Antioxidant activity of Piper cubeba and Piper nigrum, JAPS 2011; 1(08): 153–157.

  13. Al-Tememy, TMK. Antibacterial activity of Piper cubeba Linn. fruit extracts against selected bacterial pathogens in Basrah City. Bas. JVetRes 2013;12(1)

  14. http://www.ruhr-uni-bochum.de/orient/unani_med/

Heike Lück-KnoblochHeilpraktikerin und Medizinjournalistin

Seit 1999 ist Heike Lück-Knobloch Heilpraktikerin mit abgeschlossener Weiterbildung in Klassischer Homöopathie. Seit 2002 schreibt sie Artikel für Fach- und Laienpresse mit den Schwerpunkten Phytotherapie, Homöopathie, Ernährung und orthomolekulare Medizin (Vitamine und Mineralstoffe betreffend), Umweltmedizin und Onkologie. Großen Wert legt sie dabei auf gute Recherche, insbesondere durch das Einbeziehen aktueller Studien.