Von der Gattung Lavandula, zu der rund 26 Arten zählen, werden der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia), der Speiklavendel (Lavandula latifolia), der Lavandin (Lavandula hybrida) und der Schopflavendel (Lavandula stoechas) heilkundlich verwendet.
Lavandula angustifolia wird je nach Höhenlage des Anbaugebietes in zwei
Varietäten (Lavendel fein und Lavendel extra) unterschieden. Das
bekannteste Anbaugebiet ist die französische Hochprovence. Er wird aber
auch in Spanien, Südosteuropa, Russland und Großbritannien kultiviert.
Der Halbstrauch wird bis zu 60 Zentimeter groß und hat schmale,
lanzettliche, graugrüne behaarte Blätter. Die violetten Blüten duften
stark und stehen in Scheinquirlen. Er blüht je nach Höhenlage ab Mitte
Juni.
Der beste Erntezeitpunkt für eine heilkundliche Verwendung ist erreicht,
wenn reichlich die Hälfte der kleinen Blüten an den Scheinähren voll
entfaltet sind. Dann ist der Gehalt an wertvollem ätherischem Öl am
höchsten. Geerntet wird am besten an einem trockenen, sonnigen Tag. Doch
Vorsicht! Man sollte nicht zu tief ins Blattwerk schneiden, denn das
macht die Pflanze frostempfindlich. Für Heilzwecke werden die kleinen
Blüten von den Stängeln gerebelt und auf Pergament, Leinen oder
Baumwolle getrocknet. Die für floristische Arrangements geernteten
Blüten hängt man zu Sträußen gebunden zum Trocknen an einen luftigen,
schattigen Ort.
Es wird angenommen, dass sich der botanische Name Lavandula vom
lateinischen „lavare“ – waschen – ableitet.
Seit alters her sind die verschiedenen Lavendelarten wegen ihres
frischen, würzigen Duftes beliebt und bekannt. Den Griechen und Römern
war er unerlässlich für das tägliche Bad. Hildegard von Bingen empfahl
ihn als Mittel gegen Kopfläuse. Der Arzt und Chemiker Paracelsus wendete
den Lavendel unter anderem als Räucherwerk an. Im 16. und 17.
Jahrhundert wurde Lavendel als wirkungsvoller Schutz vor Pest und
Cholera gepriesen. Aus dieser Zeit stammt auch der „Vier-Diebe-Essig“,
eine lavendelhaltige Essenz, mit der sich die Diebe einrieben, bevor sie
die Häuser der Pestopfer betraten und ausraubten. Königin Elisabeth I.
von England trank Lavendeltee gegen ihren häufigen Migränekopfschmerz
und während des Ersten Weltkrieges verwendete man Lavendelöl zur
Wunddesinfektion.
Wissenschaftliche Untersuchungen unterstreichen die beruhigende und
entspannende Wirkung von Echtem Lavendel und Lavendelöl. Außerdem wirkt
Lavendel entkrampfend, wundheilend, leicht antidepressiv,
schmerzlindernd, entzündungshemmend und desinfizierend.
Lavendel ist in verschiedenen Arzneizubereitungen erhältlich:
Für den innerlichen Gebrauch wird Lavendel als Tee, homöopathisches
Einzel- oder Komplexmittel und als Bestandteil von Tropfen, Tinkturen
oder Wein angeboten.
Die äußerlichen Anwendungen – zum Beispiel als Bad, Massageöl,
Duftkissen oder Parfüm – rufen einerseits Wohlgeruch hervor,
andererseits haben sie positive Wirkung auf Psyche und Organismus.
Ebenso beliebt ist der Lavendel als Küchengewürz. Er kann für herzhafte wie auch für süße Gerichte verwendet werden und verleiht so den Speisen eine exotische Würze, die wiederum an Sommer, Sonne und Urlaub erinnert.
2007