Lein – Nutz- und Heilpflanze

Autor/en: 
Dipl.-Ing. (FH) Maria VogelPharmazie-Ingenieurin

Eine Expertenjury im Auftrag des NHV Theophrastus hat entschieden: der „äußerst nützliche Lein“ (lat.: Linum usitatissimum) ist Heilpflanze des Jahres 2005. Damit hat sich die Jury für eine Heilpflanze entschieden, die seit vielen Jahrhunderten eine wichtige Rolle im Leben der Menschen spielt – sei es als Heilmittel, als Lieferant von Speiseöl oder als Grundstoff für die unterschiedlichsten Materialien.

Bekannt ist der Lein – auch Flachs genannt – schon seit der Steinzeit. In Ägypten war das weiße „Linnen“ Symbol für Licht und göttliche Reinheit. Pharaonen wurden vor Tausenden von Jahren vor ihrer Mumifizierung in Leinentücher gehüllt, und selbst in der Bibel wird die nützliche Pflanze erwähnt. Wie wichtig der Flachs für die Menschen war und ist, erkennt man schon aus der Tatsache, wie häufig diese Pflanze in den europäischen Märchen erwähnt wird.

Leinkapseln © NHV Theophrastus

Leinkapseln © NHV Theophrastus

Als Heilpflanze spielte der Lein immer eine wichtige Rolle. Hippokrates nennt ihn als Mittel gegen Katarrhe, Leibweh und Durchfall. Paracelsus erwähnt ihn zur Reizlinderung bei Husten. Hildegard von Bingen setzte ihn ein gegen Gürtelrose.

Heute wird Lein vorwiegend als mildes Abführmittel eingesetzt. Aber auch bei Magen- oder Darmschleimhautentzündungen und Entzündungen im Mundbereich sollte an diese Pflanze gedacht werden.

Das Leinöl enthält den Inhaltsstoff Lignan, von dem eine Schutzwirkung gegenüber Darm- und Brustkrebs vermutet wird.

Äußerlich wird das als Hausmittel bekannte Leinsamensäckchen bei Zahnschmerzen, Ischias, Rheuma, Gallenkoliken, Blasen- und Nierenleiden oder Gesichtsneuralgien heiß aufgelegt.

Leinöl ist auch Bestandteil in hochwertigen Kosmetika zum Hautschutz.

Als Inhaltsstoff von Heil- und Zugsalben hat Leinöl schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung, was durch den hohen Anteil an Alpha-Linolensäure (= Omega-3-Fettsäure) erklärt wird.

Leinöl darf auch in keiner guten Küche fehlen. Viele Spezialitäten – zum Beispiel Pellkartoffeln mit Quark und Leinöl aus dem Erzgebirge – erhalten erst durch das Leinöl ihren unverwechselbaren Geschmack.

Als Faserpflanze zur Herstellung natürlicher Textilien spielt Lein (Flachs) eine gesundheitsfördernde Rolle: jeder vierte Bundesbürger hat heute mit Allergien zu kämpfen. Diese werden häufig von synthetisch hergestellten Materialien ausgelöst. Leinen als Naturstoff bietet hier eine echte Alternative, die viele modische Variationen zulässt. Über diesen „Umweg“ ist Leinen auch wirksames Hilfsmittel vieler Allergiker.

2004

Dipl.-Ing. (FH) Maria VogelPharmazie-Ingenieurin