Wegen ihres zitronenartigen Geruchs wird die Pflanze meist „Zitronenmelisse“ genannt. Aber auch andere volkstümliche Namen wie Nervenkräutel, Frauenwohl, Herztrost weisen auf die vielgestaltige Verwendung in Vergangenheit und Gegenwart hin.
Die zur Familie der Lippenblütler gehörende Pflanze wird bis zu 80 cm hoch und liebt sonnige, windgeschützte Plätze. Die arzneilich wirksamen Bestandteile der Melisse sind vor allem in den auf der Oberseite fein behaarten Blättern zu finden. Deshalb sollten sie vor der Blütezeit geerntet werden, die sich in der Regel von Juli bis August erstreckt.
Wie viele andere Heilpflanzen auch ist die Melisse aus südlichen Gegenden eingewandert.
Während der Antike war Melisse nicht nur als Heilpflanze gegen Herzkrankheiten, Tierbisse und Milzleiden geschätzt, sondern auch als Bienenfutter. Plinius schreibt vor 2000 Jahren: „Den Bienen sind keine Blüten lieber als die Melisse.“
Karl der Große (747–814) ordnete an, dass Melisse in den Staatsgütern anzubauen sei. Hildegard von Bingen (1098–1179) schrieb:
„Die Melisse ist warm. Ein Mensch, der sie isst, lacht gerne, weil ihre Wärme die Milz beeinflusst und daher das Herz erfreut wird.“
Auch Paracelsus (1493–1541) wandte die Pflanze im Sinne der Signaturenlehre wegen ihrer herzförmigen Blätter bei Herzkrankheiten an: „Melisse ist von allen Dingen, die die Erde hervorbringt, das beste Kraut für das Herz.“ Außerdem verwendete er die Melisse zur Heilung von „Kontracturen und Lähme“, gegen Podagra, Lepra, Asthma und zur „Erneuerung der Kräfte des Körpers.“
Melisse wirkt entkrampfend, beruhigend, antibakteriell und virustatisch. Überall dort, wo rhythmische Abläufe gestört sind, kommt diese Heilpflanze zur Anwendung, so bei Herzbeschwerden, Magen-Darm-Leiden, Menstruationsbeschwerden, Schlafstörungen, Unruhezuständen, Kopfschmerzen, Depressionen und Erkältung. Bei neueren wissenschaftlichen Untersuchungen in Großbritannien wurde festgestellt, dass Melisse die Gehirnleistung verstärkt und dadurch wahrscheinlich Demenzkranken Unterstützung bieten könnte.
Der Melissentee – äußerlich angewendet – kann Hautunreinheiten beseitigen. Ein Dampfbad ist wirksam gegen fettige Haut. Außerdem stellt diese Heilpflanze eine wirksame Alternative zu synthetischen Virustatika gegen Lippenherpes dar. Das beruht vor allem auf der in der Pflanze vorhandenen gerbstoffähnlichen Rosmarinsäure.
Das durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische Öl wird in verschiedensten Arzneizubereitungen verarbeitet, aber auch in Likörfabriken, Parfümerien und Naturkosmetikfirmen. Wer für die Aromatherapie zu Hause hochwertiges Melissenöl natürlichen Ursprungs verwenden will, sollte sich in einer Apotheke oder von einem Aromatherapeuten beraten lassen.
Auch in der Küche ist die Melisse talentiert. Sie kann Süßspeisen und Getränke geschmacklich und optisch verfeinern und ist ein erfrischendes Gewürz für Salate.
Die recht anspruchslose Pflanze kann man problemlos im eigenen Garten anpflanzen. Als sanfte Medizin für Körper und Seele ist die Melisse gut für Laien anwendbar.
2005