junger Trieb an altem Holunderstamm © Gabriele Hanke
Doch Form und Farbe allein sind nicht die einzigen Zeichen, die man bei genauer Betrachtung einer Pflanze erkennen kann. Geruch und Geschmack, Standortvorlieben, ihr Wachstums- und Verbreitungsdrang etwa sind weitere Merkmale, die das eigentliche Wesen einer Pflanze ausmachen. Der heute noch geschätzte Mediziner Paracelsus (1493–1541), der als einer der bedeutendsten Anwender der Signaturenlehre gilt, hielt viel auf Erfahrung und eigenes Erleben, wodurch Wissen verinnerlicht wird. In seinem Streben nach höchster Erkenntnis lernte er nicht nur direkt an der Quelle, von und in der Natur, sondern suchte auch nach den zugrundeliegenden Gesetzmäßigkeiten. Er verfeinerte die Signaturenlehre, indem er die deutlich wahrnehmbaren Zeichen einer Pflanze in Beziehung zu den vier Elementen und sieben Planeten setzte.
Wer das wahre Wesen einer Pflanze erfassen will, sollte sie entsprechend umfangreich und gründlich studieren. In den meisten Fällen werden Heilpflanzen lediglich nach ihrer organotropen Anwendung (allein auf der Stoffwechselebene stattfindend) eingesetzt. Das Wissen aus der Signaturenlehre hingegen erweitert das Anwendungsspektrum um die psychotrope Ebene – nicht nur die Pflanzeninhaltsstoffe heilen, auch das Wesen nimmt Einfluss, nämlich auf die Seele. Es kann auf der energetischen Ebene dynamische Entwicklungsprozesse in Gang setzen. Holunderblüten © Ellen Franz
geerntete Dolde © NHV Theophrastus
Der Holunder vereint in sich Gegensätze. Dadurch wird er zum Vermittler. Er hilft etwas abzuschließen, damit etwas Neues beginnen kann. Alle Prozesse der Entwicklung und des Reifens profitieren von seiner Begleitung. Stagniert ein solcher Prozess, bringt ihn der Holunder in Gang und beugt somit auch einer Chronifizierung vor. Neben seelischen Entwicklungen, wie der Pubertät, unterstützen Holunderarzneien daher latente Entzündungen der Atemwege und strukturieren den Flüssigkeitsorganismus. Anwendungsgebiete sind beispielsweise fieberhafte Infekte ohne Schweißbildung, Stockschnupfen, hartnäckige Verschleimungen von Nase und Bronchien, chronische Sinusitis aber auch klimakterische Störungen mit Hitzewallungen und übermäßiger Schweißbildung.
Bereits durch ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei körperlichen Beschwerden ist die „Heilpflanze des Jahres“ 2024 bemerkenswert. Dieser kurze Einblick in ihr Potenzial auf seelischer Ebene legt nahe, Sambucus nigra verstärkt in die persönliche Gesundheitspflege zu integrieren.
2024
Literatur:
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- Rippe, M. Madejsky, M. Amann, P. Ochsner, C. Rätsch: Paracelsusmedizin – Altes Wissen in der Heilkunst von heute. AT Verlag, Aarau/Schweiz, 2004
- www.ebi-pharm.ch/wissen/ebi-aktuell/pflanzenportraet-holunder-sambucus-nigra vom 26.06.2024
- www.walaarzneimittel.de/de/heilpflanzenlexikon-a-z/holunder.html vom 26.06.2024
- www.ceresheilmittel.de/heilpflanzen/#1609 vom 26.06.2024
- www.arcana.de/search?sSearch=sambucus vom 26.06.2024