Geistliche, Kaiser und Gelehrte erweisen der Salbei ihre Referenz

Berühmte Persönlichkeiten aus allen Kulturen und Epochen loben die Salbei als Kostbarkeit, göttliches Geschenk und außerordentliche Heilpflanze.

Seit vielen tausend Jahren wissen Heilkräuterexperten aus aller Welt um die Heilkräfte der Salbeipflanze. An berühmten Persönlichkeiten, die mit Respekt und Anerkennung die Salbei als Kostbarkeit, göttliches Geschenk und außerordentliches Arzneimittel loben, mangelt es nicht. Ihnen war es zu ihrer Zeit bereits ein dringendes Bedürfnis, ihr Wissen um die Salbei für die nachkommenden Generationen schriftlich festzuhalten. Die Referenzen der Kaiser, Geistlichen und Gelehrten haben bis heute überdauert.

6000 v. Chr. Die Ägypter verewigen eine der Salbei ähnelnde Pflanze in Stein.

3000 v. Chr. Kaiser Shen-Nung empfiehlt in der „Materia Medica“ die Wurzeln der Rotwurzelsalbei.

1500 v. Chr. Im Papyrus Ebers wird die Salbei als juckreizstillende Pflanze genannt.

400 v. Chr. Hippokrates wendet Salbei bei vielerlei Beschwerden an.

50 v. Chr. Plinius d. Ä. hält im 22. und 26. Buch seiner Naturgeschichte seine Erfahrungen mit „saluia“ fest.

1. Jhd. n. Chr. Dioskuris verfasst die fünfbändige Arzneimittellehre „De materia medica“, in welcher auch die Salbei ihren festen Platz hat.

130–190 n. Chr. Galen ist einer der bedeutendsten Ärzte der römischen Kaiserzeit. Seine Schriften sind im Mittelalter medizinische Lehrgrundlage.

812 Kaiser Karl der Große verordnet im „Capitulare de villis et cortis“ den Salbeianbau in ganz Europa.

840 Abt Walafrid Strabo lobt in seinem Werk „Hortulus“ die Salbei als „Mutter aller Kräuter“.

1098–1179 Die heilig gesprochene Äbtissin Hildegard von Bingen lehrt Anbau und Anwendung von Salbei.

1200 Die Ärzteschule von Salerno prägt den heute noch oft zitierten Lobvers: „Cur moriatur homo cui salvia crescit in hortis?“ Soll der Mensch sterben, dem Salbei im Garten wächst?

1493–1541 Paracelsus praktiziert und lehrt ganzheitliches Heilen u. a. mit Salbei.

um 1480–1538 Der Maler Albrecht Altdorfer verewigt die Mutter Gottes mit der Salbeipflanze an ihrer Seite auf einem Gemälde, das heute noch in der Alten Pinakothek in München bewundert werden kann.

1539 Hieronymus Bock schreibt in seinem „New Kräuterbuch“: „Unter allen Stauden ist kaum ein Gewächs über den Salbei erhaben, denn es dient den Ärzten, den Köchen, den Armen und Reichen gleichermaßen.“

1688 Paulini verfasst eine 441 Seiten umfassende Monographie über „Das heilige Kraut oder die edle Salbei“.

1700–1772 Van Swieten untersucht erstmalig die schweißhemmende Wirkung der Salbei.

1778 Der Botaniker und Apotheker Dr. John Hill schreibt einen „Bestseller“ mit dem Titel „Das heilige Kraut oder die Kräfte der Salbey zur Verlängerung des menschlichen Lebens“.

1821–1897 Pfarrer Sebastian Kneipp kürt das Salbeiblatt offiziell zum Zahnpflege- und Zahnheilmittel.

1930 „Atemdoktor“ Dr. med. Ludwig Schmitt entwickelt nach historischem Vorbild das stärkende und entspannende „Salbeielexier“.

1991 Prof. Dr. Carl Heinz Brieskorn veröffentlicht in der Zeitschrift Phytotherapie 12 die neuesten Forschungsergebnisse über Salbei-Inhaltsstoffe und deren therapeutischen Wert.

Vom Umgang mit alten Schriften

Das Verstehen der alten Schriften erweist sich heute für uns als Herausforderung. Bei aller Begeisterung für die Überlieferungen und Hinterlassenschaften von Gelehrten, Geistlichen, Ärzten und Naturforschern ist es kein leichtes Unterfangen, deren schriftliche Werke zu erschließen, z. T. zu übersetzen und zu interpretieren. Vielerorts lauert die Gefahr des Missverstehens und der Verfälschung. Da wird die Pflanze mit verschiedenen Namen bezeichnet oder auch ein Name steht manchmal für verschiedene Pflanzen. Es kommen Maße und Gewichte zur Anwendung, die heute nicht mehr im Gebrauch sind. Da werden astrologische, astronomische, mystische und gar verschlüsselte Begriffe und Analogien verwendet, deren Interpretationen uns heute große Schwierigkeiten bereiten.

Die Signaturenlehre

Salbeiknospe © NHV Theophrastus

Salbeiknospe © NHV Theophrastus

Auch die Signaturenlehre geht auf teils sehr alte Quellen und Schriften zurück und sorgt damit für manche Verwirrung. Die Entwicklung der Signaturenlehre beruht auf einem Wissen, wonach der Betrachter von der äußeren Erscheinung der Pflanze (ihrer Signatur) auf ihre Verwendung schließen kann.

Diese Lehre oder Symbolsprache wurde von dem mittelalterlichen Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493–1541), erweitert und vervollkommnet. Die Basis dazu fand Paracelsus in der Erkenntnis, dass sich alles Leben nach immer wieder gleichen Gesetzmäßigkeiten vollzieht, welche sich aber verschieden ausdrücken können. Die gesamte Schöpfung, den Menschen eingeschlossen, sah er als eine Einheit, die sich in verschiedenen Erscheinungen äußert.

Er bezog dieses Erkenntnisprinzip nicht nur auf das äußere Bild der Pflanzen, sondern auf alle Lebensbereiche. Sein „Schauen im Lichte der Natur“ war die genaue Beobachtung von allem, was ihm begegnete und der Versuch, die dahinter liegenden Gesetzmäßigkeiten zu verstehen, um sie zum Wohle der Kranken anzuwenden. So waren ihm bei Pflanzen der Standort, das Äußere, die Wirkstoffe, der Erntezeitpunkt, die Kombination mit anderen Pflanzen bzw. Mineralien und die Dosierung beachtenswert. All diese Faktoren flossen in die Signaturenlehre ein.

Nachfolgend werden einige wenige Aspekte der Signatur der Salbei angesprochen. Die blühende Salbei ist eine Pflanze der Pfingstzeit, die über die violette Farbe der Blüten Harmonieliebe, Würde und Ehrfurcht ausstrahlt. Das ausgleichende Prinzip, was sich nicht nur in der Farbe, sondern auch im Duft äußert, kann bei Anwendung von Salbeiblütenextrakten blutreinigende und erfrischende Wirkung vermuten lassen.

Die graugrünen, filzig behaarten Blätter erinnern an belegte Zungen und runzlige Haut. Dass Salbei aufgrund seiner Gerbstoffe bei Haut- und Schleimhautreizungen, letzteres besonders im Mund- und Halsbereich, eingesetzt wird, ist bekannt. Weiterhin wird die Salvia officinalis dem Sternzeichen Stier und dem Planetenprinzip Jupiter zugeordnet.

Paracelsus sagt:

„Wenn ihr wisset, was in einem Kraut ist, so wisset ihr noch nichts. Ihr müsset auch wissen, wie sich die Kraft in diesem Kraut wird vollenden und wie sie ihren Lauf begehrt und wie sie im selbigen will geführt werden.“

Aus der Signaturenlehre folgend entwickelte Paracelsus die spagyrische Zubereitung der Pflanzen und Metalle: So wie er den Menschen als Gesamtheit von Geist, Seele und Körper betrachtet hat, so wurde dieses Prinzip auf die Pflanze übertragen. Um nun aus einer Pflanze ein Heilmittel zu bereiten, soll diese in ihre Dreiheit: Körper (feste Bestandteile), Seele (ätherische Öle) und Geist (ein aus der Pflanze gewonnener Alkohol) zerlegt, gereinigt und wieder zusammengesetzt, also verbunden werden. Daher leitet sich das Wort „Spagyrik“ aus den griechischen Worten für „trennen“ und „verbinden“ ab und charakterisiert ein Herstellungsverfahren für Therapeutika, deren Wirkungsträger nicht die Inhaltsstoffe, sondern die durch aufwändige Prozesse freigelegten metaphysischen Kräfte (Arcana = Heilprinzip der Pflanze) darstellen.

NHV Theophrastus, 2004


Verwendete Quellen
  • Braun, Hans: Arzneipflanzenlexikon, Gustav-Fischer-Verlag, 1979

  • Casagrande, Christina und Donato: Spagyrik Paracelsus – Medizin im Alltag, W. Ludwig Buchverlag, 2000, München

  • Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen, Neuer Kaiser Verlag Klagenfurth, 2000

  • Funke, Hans: Naturheilpraxis 4/1990

  • Heinz, Ulrich Jürgen: Das Handbuch der modernen Pflanzenheilkunde, Verlag Hermann Bauer KG.1984

  • Mayer, Dr. J.-G.; Uehleke,B.; Saum, Kilian: Handbuch der Klosterheilkunde, Verlag Zabert & Sandmann GmbH, München, 2002

  • Oertel-Bauer: Lexikon der Naturheilkunde, Lingen-Verlag

  • Thomas, Barbara: Salvia officinalis – Portrait einer Heilpflanze, Manuskript, Hamburg, 1999

  • Zittlau, Dr. Jörg: Natürlich heilen mit Salbei, W. Ludwig-Verlag, 1999