Von den Inhaltsstoffen der Salbei ist seit langem ihr ätherisches Öl bekannt. Dieses Öl ist durch die bereits bei Zimmertemperatur auftretende erhebliche Flüchtigkeit gekennzeichnet. In neuer Zeit wurde durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen die Aufmerksamkeit auf weitere Inhaltsstoffe der oberirdischen Teile der Salbeipflanze gelenkt. Diese Stoffe sind nicht flüchtig wie die Bestandteile des ätherischen Öls und finden sich in wässrigen und alkoholischen Auszügen der Salbei.
Insbesondere folgende Verbindungen sind von Interesse:
- Rosmarinsäure
- Flavonoide
- Carnosolsäure/Carnosol
- Ursolsäure und Oleanolsäure
Die Carnosolsäure (Salvin) der Salbei findet sich meist nur in der Frischpflanze, da während der Lagerung bzw. Trocknung der Pflanze an der Luft diese Verbindung durch Autoxidation in das bitter schmeckende Carnosol (Pikrosalvin) umgewandelt wird.
Pflanzeninhaltsstoffe, die zwei oder mehr Hydroxy-Gruppen an
Benzolkernen enthalten, werden oft auch als Polyphenole bezeichnet. Dazu
gehören die Rosmarinsäure, die Flavonoide und die Carnosolsäure bzw. das
Carnosol. Ursolsäure und Oleanolsäure besitzen nur eine Hydroxy-Gruppe.
Die drei genannten Polyphenole zeigen beachtliche antioxidative
Eigenschaften, besonders die Carnosolsäure und die Rosmarinsäure. Das
antioxidative Stoffsystem schützt die Salbeipflanze in hohem Maße vor
oxidativen Veränderungen (beispielsweise durch den Luftsauerstoff bei
der Lagerung).
In medizinisch-pharmazeutischer Hinsicht sind die natürlichen
Antioxidanzien deshalb von Bedeutung, weil sie im menschlichen
Organismus als „Fänger“ von sogenannten freien Radikalen fungieren und
so einen gesundheitsgefährdenden Überschuss der Radikale unschädlich
machen können.
Diese Radikale, die kurzlebige, instabile und sehr reaktive Teilchen mit
sogenannten ungepaarten Elektronen sind, vermögen bei zu hoher
Konzentration, d. h. bei sogenanntem oxidativem Stress, Zellschädigungen
auszulösen, in deren Folge es zu Krankheitserscheinungen kommt.
Ein Überschuss an freien Radikalen kann u. a. durch falsche Ernährung
oder Umweltbelastungen entstehen. Es ist zu vermuten, dass eine zu hohe
Anzahl von freien Radikalen auch die Ursache für mutagene Veränderungen
und für die Entstehung von Tumor- und Krebszellen sein kann.
In ausreichender Menge sind die o. g. pflanzlichen Polyphenole der
Salbei hervorragende Radikalfänger und -zerstörer.
Auch Erkrankungen des nervalen Systems können sehr wahrscheinlich durch ein Übermaß an freien Radikalen bedingt sein. Zu nennen sind degenerative Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) wie bei der Alzheimer Krankheit und dem allgemeinen Alterungsprozess. Die Applikation von Radikalfängern in Form von Antioxidanzien wird als eine mögliche Strategie für die Therapie von Erkrankungen des ZNS betrachtet.
Forschungsergebnisse zeigten ferner, dass stark wirksame Antioxidanzien
bzw. radikal-inhibierende Substanzen oft gleichzeitig
entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen.
Das betrifft vor allem die Rosmarinsäure und das Carnosol. Auch die
Salbeiinhaltsstoffe Ursolsäure und Oleanolsäure, die keine
antioxidativen Eigenschaften besitzen, erwiesen sich bei entsprechenden
Untersuchungen ebenfalls als entzündungshemmend.
Weitere Untersuchungen zeigten, dass Ursol- und Oleanolsäure sowie Carnosol die Tumorbildung hemmen. Ursolsäure besitzt darüber hinaus eine signifikante Zytotoxizität gegenüber lymphatischen Leukämiezellen und menschlichen Lungenkarzinomzellen. Ferner verzögert Oleanolsäure auf der Haut die Bildung von Papillomen, die Vorläufer von Krebszellen sein können.
NHV Theophrastus, 2004
Verwendete Quellen
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Deutscher Arzneimittel Codex, 1999 (DAV/GOVI-Verlag)
Deutsches Arzneibuch, 10. Ausgabe, 1991
Mayer, Dr. J.-G.; Uehleke,B.; Saum, Kilian: Handbuch der Klosterheilkunde, Verlag Zabert & Sandmann GmbH, München, 2002
Walther, Prof. Dr. rer. nat. habil. Hans-Joachim: Symposium Medical, 2002, 2003, BMV-Verlag
Wichtel, Max: Teedrogen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 1984
Zittlau, Dr. Jörg: Natürlich heilen mit Salbei, W. Ludwig-Verlag, 1999