Neue Forschungen bestätigen: Salbei ist ein guter „Radikalfänger“ (Stand: 2004)

Durch Stoffwechselprozesse bilden sich im Körper ständig sogenannte „Freie Radikale“. Ein Überschuss dieser instabilen, sehr reaktionsfreudigen Teilchen kann vielerlei Krankheiten auslösen. Der „Radikalfänger“ Salbei löst das Problem.

Von den Inhaltsstoffen der Salbei ist seit langem ihr ätherisches Öl bekannt. Dieses Öl ist durch die bereits bei Zimmertemperatur auftretende erhebliche Flüchtigkeit gekennzeichnet. In neuer Zeit wurde durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen die Aufmerksamkeit auf weitere Inhaltsstoffe der oberirdischen Teile der Salbeipflanze gelenkt. Diese Stoffe sind nicht flüchtig wie die Bestandteile des ätherischen Öls und finden sich in wässrigen und alkoholischen Auszügen der Salbei.

Insbesondere folgende Verbindungen sind von Interesse:

  • Rosmarinsäure
  • Flavonoide
  • Carnosolsäure/Carnosol
  • Ursolsäure und Oleanolsäure

Die Carnosolsäure (Salvin) der Salbei findet sich meist nur in der Frischpflanze, da während der Lagerung bzw. Trocknung der Pflanze an der Luft diese Verbindung durch Autoxidation in das bitter schmeckende Carnosol (Pikrosalvin) umgewandelt wird.

Pflanzeninhaltsstoffe, die zwei oder mehr Hydroxy-Gruppen an Benzolkernen enthalten, werden oft auch als Polyphenole bezeichnet. Dazu gehören die Rosmarinsäure, die Flavonoide und die Carnosolsäure bzw. das Carnosol. Ursolsäure und Oleanolsäure besitzen nur eine Hydroxy-Gruppe.
Die drei genannten Polyphenole zeigen beachtliche antioxidative Eigenschaften, besonders die Carnosolsäure und die Rosmarinsäure. Das antioxidative Stoffsystem schützt die Salbeipflanze in hohem Maße vor oxidativen Veränderungen (beispielsweise durch den Luftsauerstoff bei der Lagerung).

Salbeiblüte © Gabriele Hanke

Salbeiblüte © Gabriele Hanke

In medizinisch-pharmazeutischer Hinsicht sind die natürlichen Antioxidanzien deshalb von Bedeutung, weil sie im menschlichen Organismus als „Fänger“ von sogenannten freien Radikalen fungieren und so einen gesundheitsgefährdenden Überschuss der Radikale unschädlich machen können.
Diese Radikale, die kurzlebige, instabile und sehr reaktive Teilchen mit sogenannten ungepaarten Elektronen sind, vermögen bei zu hoher Konzentration, d. h. bei sogenanntem oxidativem Stress, Zellschädigungen auszulösen, in deren Folge es zu Krankheitserscheinungen kommt.

Ein Überschuss an freien Radikalen kann u. a. durch falsche Ernährung oder Umweltbelastungen entstehen. Es ist zu vermuten, dass eine zu hohe Anzahl von freien Radikalen auch die Ursache für mutagene Veränderungen und für die Entstehung von Tumor- und Krebszellen sein kann.
In ausreichender Menge sind die o. g. pflanzlichen Polyphenole der Salbei hervorragende Radikalfänger und -zerstörer.

Auch Erkrankungen des nervalen Systems können sehr wahrscheinlich durch ein Übermaß an freien Radikalen bedingt sein. Zu nennen sind degenerative Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) wie bei der Alzheimer Krankheit und dem allgemeinen Alterungsprozess. Die Applikation von Radikalfängern in Form von Antioxidanzien wird als eine mögliche Strategie für die Therapie von Erkrankungen des ZNS betrachtet.

Forschungsergebnisse zeigten ferner, dass stark wirksame Antioxidanzien bzw. radikal-inhibierende Substanzen oft gleichzeitig entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen.
Das betrifft vor allem die Rosmarinsäure und das Carnosol. Auch die Salbeiinhaltsstoffe Ursolsäure und Oleanolsäure, die keine antioxidativen Eigenschaften besitzen, erwiesen sich bei entsprechenden Untersuchungen ebenfalls als entzündungshemmend.

Weitere Untersuchungen zeigten, dass Ursol- und Oleanolsäure sowie Carnosol die Tumorbildung hemmen. Ursolsäure besitzt darüber hinaus eine signifikante Zytotoxizität gegenüber lymphatischen Leukämiezellen und menschlichen Lungenkarzinomzellen. Ferner verzögert Oleanolsäure auf der Haut die Bildung von Papillomen, die Vorläufer von Krebszellen sein können.

NHV Theophrastus, 2004


Verwendete Quellen
  • Brieskorn, Carl-Heinz: Zeitschrift für Phytotherapie 12, (61–69), 1991

  • Deutscher Arzneimittel Codex, 1999 (DAV/GOVI-Verlag)

  • Deutsches Arzneibuch, 10. Ausgabe, 1991

  • Mayer, Dr. J.-G.; Uehleke,B.; Saum, Kilian: Handbuch der Klosterheilkunde, Verlag Zabert & Sandmann GmbH, München, 2002

  • Walther, Prof. Dr. rer. nat. habil. Hans-Joachim: Symposium Medical, 2002, 2003, BMV-Verlag

  • Wichtel, Max: Teedrogen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 1984

  • Zittlau, Dr. Jörg: Natürlich heilen mit Salbei, W. Ludwig-Verlag, 1999