Zwiebel – eine medizinische Mahlzeit

Autor/en: 
Dipl.-Ing. (FH) Maria VogelPharmazie-Ingenieurin

„Hat sieben Häute, beißt alle Leute“ – dieses Rätsel, das viele aus Kindertagen kennen, charakterisiert zwei der auffallendsten Merkmale der Zwiebel – vielhäutig und scharf. Wie hoch geschätzt die Zwiebel in der Küche hierzulande ist, zeigt der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von etwa acht Kilogramm. Die Jury des NHV Theoprastus hat die Zwiebel (Allium cepa) zur Heilpflanze des Jahres 2015 gekürt. So werden nun die vielfältigen heilenden Effekte der heimischen Pflanze stärker in den Blickpunkt gerückt.

Die Zwiebel auf dem Teller

Gesundheitsunterstützend sind nicht nur die als „Kräuter“ bezeichneten Pflanzen. Auch Obst und Gemüse können therapeutische Wirkung entfalten. Dr. James A. Duke, amerikanischer Heilpflanzen-Spezialist, ist der Ansicht, dass man „… mit einer präzise abgestimmten Ernährung die Symptome vieler Krankheiten reduzieren oder sogar ihr Auftreten verhindern kann.“ Als gesundheitsförderndes Nahrungsmittel können die unterschiedlichen Zwiebelsorten problemlos in den Speiseplan integriert werden.

Wertvolle Inhaltsstoffe befinden sich dabei auch in der Schale. Um diese zu nutzen, ist es empfehlenswert, die gelben Zwiebelschalen bei Suppen oder Eintöpfen in einem Filterbeutel mitzukochen.

Der oft lästige Tränenfluss beim Zwiebelschneiden hat seine Ursache in den verletzten Zwiebelzellen. Wird zum Schneiden dagegen ein sehr scharfes Messer benutzt, werden nur wenige Zellen zerstört – und die Augen bleiben (fast) trocken. Angeschnittene Zwiebeln halten sich nur kurze Zeit, in Frischhaltefolie gewickelt, im Kühlschrank. Später verlieren sie ihr Aroma. Gegen zwiebligen Mundgeruch kann es hilfreich sein, einen Löffel Honig zu essen, frische Petersilie oder eine Kaffeebohne zu kauen.

Die Zwiebel im Arzneischrank

Die Zwiebel bzw. ihre verschiedenen Extrakte wirken beispielsweise verdauungs- und auswurffördernd, entzündungshemmend und blutdrucksenkend. Sie hemmen die Zusammenballung von Blutplättchen. Außerdem belegen zahlreiche Studien eine antitumorale Wirksamkeit. Zu empfehlen ist die Zwiebel z. B. bei Appetitlosigkeit und zur Vorbeugung von Arterienverkalkung. Ein wirkungsvolles Hausmittel gegen Husten und Bronchitis ist selbstgemachter Zwiebelsirup. Dafür kann man eine in Würfel geschnittene Zwiebel mit Honig vermischen und ein paar Stunden in einem geschlossenen Glas stehen lassen. Vom daraus gebildeten Sirup nimmt man mehrmals am Tag einen Esslöffel voll ein. Äußerlich ist eine aufgeschnittene Zwiebel bei Insektenstichen nützlich oder lindert als Wickel bei Mittelohrentzündung die Ohrenschmerzen. Sogar gegen Haarausfall soll Zwiebel-Haarwasser helfen und für eine natürliche Brauntönung der Haare kann eine Zwiebelschalen-Abkochung sorgen.

Ob nun für den kulinarischen Genuss oder für den therapeutischen Gebrauch – Zwiebeln sollte man vorzugsweise aus kontrolliert-biologischem Anbau kaufen oder aus dem eigenen Garten verwenden, um eine Pestizid-Belastung zu vermeiden.

Zwiebelpflanze © NHV Theophrastus

Zwiebelpflanze © NHV Theophrastus

Die Zwiebel im Garten

Die Küchenzwiebel gehört zur Familie der Lauchgewächse (Alliaceae). Sie ist eine ausdauernde bzw. zweijährige 60 bis 120 cm hoch wachsende Pflanze, deren unterirdisches Speicherorgan, die Zwiebel, für Küche und Heilzwecke nützlich ist. Darum ist die im zweiten Jahr blühende kuglige, weiße Scheindolde nur für die Samengewinnung von Bedeutung. Die Zwiebel kann ausgesät oder als Steckzwiebel gepflanzt werden.

Früher wurde empfohlen, die röhrigen Laubblätter (sog. Schlotten) für eine frühzeitigere Reife umzuknicken. Besser ist es jedoch, den natürlichen „Schlottenknick“ abzuwarten. Wenn etwa zwei Drittel der Zwiebelhälse weich geworden sind und umknicken, sind die Zwiebeln erntefähig.

Idealer Partner für die Zwiebel ist die Möhre. Da es Schädlinge in gemischten Kulturen schwerer haben ihre Lieblingspflanzen zu finden, ist somit die gegenseitige Abwehr von Zwiebel- und Möhrenfliegen möglich.

Leckere Medizin

Nicht immer muss Medizin bitter sein, damit sie hilft. Gesundheit kann auch schmecken, wie eben die Zwiebel, die bei regelmäßigem Gebrauch auf vielfältige Weise das Wohlbefinden bereits als Bestandteil der Nahrung unterstützen kann.

2014

Dipl.-Ing. (FH) Maria VogelPharmazie-Ingenieurin